Brutstatistik

Brutstatistik Diagramm

 

Brutstatistik Wertetabelle

 

 

 Trends und Auffälligkeiten in der Statistik der Dissener Störche ( 1999 – 2020 )

1.   Die Anzahl der Horstpaare im betrachteten Zeitraum nimmt kontinuierlich ab.

Diese Anzahl ist in einem Lebensraum von vielen Faktoren abhängig,  z.B. von der zur Verfügung stehenden Nahrung, Wetter, Gefahren oder Ansiedlungsbedingungen.

In unserem Gebiet ist der limitierende Faktor die Nahrungsmenge. Die ist wiederum von der Qualität und Quantität der Nahrungshabitate abhängig (Chr. Kaatz, 2017). In optimalen osteuropäischen Lebensräumen werden über 30 Brutpaare auf 100 km2 erreicht, während in den durch industrielle Landwirtschaft geprägten Agrarlandschaften Deutschlands schon Siedlungsdichten von über 10 Brutpaaren auf 100  km2 als hoch gelten (Thomsen 2001). In unserer Region sorgt u.a. die Verringerung der Wiesenflächen zugunsten des immer stärkeren Anbaus von Mais oder Sonnenblumen für die Abnahme von Nahrungshabitaten. Die großen Flächen dieser Monokulturen fallen zur Nahrungsbeschaffung für die Störche komplett aus. Nahrungstiere, wie Frösche oder Kröten sind schon lange nicht mehr ihre Hauptnahrung. Deren Laichhabitate sind durch die Landwirtschaft, aber auch zunehmend durch den Klimawandel  (Trockenheit) selten geworden. Für unsere Störche wird daher die Nahrungsbeschaffung immer schwieriger.

 

 2.  Die Anzahl von flüggen Jungen pro Horstpaar (JZa) ist zu gering.

 

Zur Erhaltung des Bestandes ist in einem Gebiet langfristig ein Wert von 2,0 notwendig. Dieser wurde nur einmal (2004) im gesamten Zeitraum erreicht. In 2 weiteren Jahren (1999, 2002,) wurde er mit 1,9 nur gering unterschritten. In den anderen Jahren blieb er meist deutlich unter dem Wert 2,0.

Störche sind relativ brutplatztreu. Die Jungvögel siedeln sich ebenfalls mit Vorliebe in dem Gebiet, an, in dem sie groß geworden sind. Wenn also die Anzahl  der flüggen Jungen in einem Gebiet dauerhaft zu gering ist, so wird sich dieser Umstand auch dauerhaft auf die Anzahl der Brutpaare auswirken.

Beide Zahlen hängen  miteinander zusammen. Letztlich ist aber das geringe Nahrungsangebot die Ursache für beide Entwicklungen.

 

 3.  Störungsjahre

 

Störungsjahre sind kurzfristige Bestandseinbrüche in einem Jahr. Dafür können verschiedene Ursachen in Frage kommen. Eine verspätete Ankunft eines großen Teils der Brutpaare durch widrige Wetterverhältnisse auf dem Zug aus den Wintergebieten ist nicht selten.  So führte im April 1997 eine extrem kalte und niederschlagsreiche Witterung in der Südtürkei zu einem Zugstau und in der Folge zu einer sehr verspäteten Heimkehr der Brutpopulation (Kaatz 1999).

Störungsjahre führen  zu einem starken Rückgang des Brutbestandes, zu einem hohen Anteil an erfolglosen Paaren (%HPo) und einem niedrigen Gesamtbruterfolg (JZa)(Hornberger 1967).

Innerhalb unserer Statistik sind die Jahre 2005, 2013 und 2015 Störungsjahre im Land Brandenburg.

Am Beispiel des Jahres 2013 soll hier eine Störungsdynamik dargestellt werden.

Im Jahr 2013 waren die extremen Wetterverhältnisse in unserem Brutgebiet ausschlaggebend. Ende Mai und Anfang Juni zogen Starkregengebiete mit Sturm und vom 2. bis zum 4. Juni auch sehr niedrigen Temperaturen um die 0°C über Brandenburg hinweg.

Ab Ende Mai lagen die Tiefdruckgebiete „Dominik“ und dann „Frederik“ relativ ortsfest über uns. Diese  Wetterlage Tm (Tief Mitteleuropa) ist ähnlich wie die gefürchtete „5B-Lage“durch beträchtliche Niederschläge über einen längeren Zeitraum gekennzeichnet. Bei uns dauerte diese Situation vom 29. Mai bis zum 8. Juni. Der Hauptteil der Wassermassen regnete zwischen dem 30. /31 Mai und dem 1./ 2. Juni ab.

In der Folge dieser Situation entwickelt sich nicht nur in der Spree ein sehr starkes Hochwasser.

Für unsere Störche war dieses Wetter eine Katastrophe. Wenn solche Regenmassen auf die Nester niederstürzen und dies auch noch mehrere Tage lang anhält, dann können die Jungen in den Nestmulden ertrinken. Sehr schwer wird es ihnen, ihren Körper warm zu halten. Sie kühlen aus und irgendwann bricht ihr Kreislauf zusammen. So kostete dieses Wetter insgesamt neun unserer Küken das Leben. Nur 4 der ursprünglich 13 Küken überlebten diese Situation.

Daraus ergibt sich in der Statistik für JZa- die Anzahl flügger Jungen pro Horstpaar- der im Zeitraum niedrigste Wert von 0,6.

Für %HPo- der Anteil der erfolglos brütenden Paare- beträgt dann entsprechend der Wert 43. Also 43 % der Brutpaare brüteten 2013 erfolglos. Das ist der zweithöchste Wert im Zeitraum. Der höchste Wert %HPo wurde mit56 % 2005 registriert, was ebenfalls in Brandenburg ein Störungsjahr als Störungsjahr vermerkt wurde.

 

Dissen, 27.01. 2021