Luftbild LEAG -  Fischzucht im Renaturierungsgebiet
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Rund um Fortpflanzung und Entwicklung der Weißstörche

 

(Text: Dietmar Haufe, Kontakt: femarterr{ät}web.de)

 

Weißstörche brüten in den Dörfern der Niederlausitz kaum noch auf Bäumen, wie sie es ursprünglich taten, sondern haben als typische Kulturfolger die Dächer unserer Häuser oder Scheunen als günstige Bauunterlage für ihre Nester entdeckt. Da den meisten Leuten ihre vom Storchenkot weißgekalkten Dachziegel nicht gefallen und auch das auf dem Dach lastende Gewicht eines großen Nestes beträchtlich sein kann, wurden ihnen zunehmend Nistmasten mit vorbereiteten Nistunterlagen vor den Schnabel gestellt. Auf solchen komfortablen Nistmasten brüten inzwischen in Dissen fast alle Störche. Die stabile Unterlage wird durch eine Schicht aus Zweigen gebildet. Die Nestmulde wird mit Gras, Stroh, Blättern oder Heu ausgepolstert.

 

Die Paarung erfolgt auf dem Nest. In luftiger Höhe steigt das Männchen auf das Weibchen und hält unter heftigem Flügelschlagen das Gleichgewicht. Bei diesem akrobatischen Akt müssen beide Ihre Kloaken aufeinander pressen, damit die Spermien übertragen werden (Kloake: Gemeinsamer Ausführungsgang für die Verdauungs-, Geschlechts- und Exkretionsorgane). Nach der Begattung wird heftig geklappert. Das Klappern ist der Ausgleich für fehlende Stimmlaute. Als Kehllaut lassen Störche lediglich ein Zischen hören. Die Zeit von der Befruchtung bis zur Eiablage dauert ca. 2 Tage. Im Abstand von 2-3 Tagen werden meist 3-5 Eier gelegt. Storcheneier sind relativ klein, da sie als Nesthocker wenig Dottermasse benötigen. Sie messen etwa 52 x 73 cm und wiegen ca. 110g. Beide Elternvögel beteiligen sich am Brüten und lösen sich ab.

 

Nach 32 Tagen schlüpfen die Küken. Sie wiegen zwischen 70 und 80 g und sind in den ersten Stunden noch blind, feucht und von der Schwerstarbeit des Schlüpfens total erschöpft. Die Eltern trocknen sie durch ihr wärmendes Gefieder (Hudern). Klappern können die Kleinen aber schon wenige Stunden nach dem Schlüpfen, Aufstehen allerdings erst in der vierten Lebenswoche. Dann sieht man sie auch bald selbständig über dem Nestrand hocken und koten. Bei der Fütterung würgen die Altstörche die Nahrung hervor. Die Jungen lösen dies durch Picken gegen den Schnabel und Flügelschlagen aus. Sie nehmen die Nahrung selbständig vom Nestboden auf. An heißen Tagen und bei Trockenheit bringen die Alten auch Wasser im Kehlsack zum Nest. In den ersten Wochen nach dem Schlüpfen teilen sich die Altstörche in die Arbeit. Ein Storch hält Wache am Nest, während der andere die Nahrung herbeischafft. Das sind in den ersten 3 Wochen hauptsächlich Regenwürmer.

In der 7. Lebenswoche sind die Jungstörche fast so groß wie ihre Eltern. Ihr Federkleid ist voll entwickelt. Sie sind aber an ihren schwarzen Schnäbeln und Beinen noch gut von den Eltern unterscheidbar.

Jungstörche im Horst

Jungstörche im Horst auf dem Dach des Heimatmuseums Dissen.

Bild zur Verfügung gestellt vom Archiv des Heimatmuseums.

 

Mit 9 Wochen beginnen die Jungstörche flügge zu werden. Anfang oder Mitte Juli kann man sie dann bei ihren ersten, unbeholfenen Flugversuchen beobachten. Nach wenigen Tagen folgen sie dann den Altstörchen auf die Wiesen und Äcker der Umgebung und suchen sich selber ihre Nahrung. Meist in der ersten Augusthälfte begeben sie sich auf die lange Reise nach Afrika. Erst ca. 14 Tage danach machen sich die Alten auf den Weg.